Chromatik

Chromatik (altgr. χρῶμα (chrṓma) = ,Farbe‘) bezeichnet in der tonalen Musik die „Umfärbung“ diatonischer Tonstufen durch Erhöhung oder Erniedrigung (Hoch- bzw. Tiefalteration) um einen Halbton. Die chromatischen Varianten zum Beispiel zu g sind gis und ges.

Im Unterschied zur autonomen Chromatik des 20. Jahrhunderts (freie Tonalität, Atonalität, Dodekaphonie), bei der alle Stufen der chromatischen Tonleiter, unabhängig von ihrer Notation, als eigenständige und gleichberechtigte Elemente des Tonsystems auftreten, setzt im traditionellen Dur-Moll-System der Begriff Chromatik die siebenstufige Diatonik als Grundbestand des Tonsystems voraus. Chromatik ist also der Diatonik als deren Erweiterung untergeordnet.

Beispiel für eine Folge diatonischer und chromatischer Halbtonschritte mit fünf verschiedenen Versetzungszeichen.
Diatonische Tonschritte erkennt man daran, dass eine Fortschreitung zur benachbarten Position im Liniensystem erfolgt, während die Position bei chromatischen Schritten gleich bleibt.

Bewegt sich eine Stimme zwischen zwei Varianten desselben Tons (z. B. f-fis, fis-f, f-fes), so spricht man von chromatischen Fortschreitungen im Unterschied zu diatonischen (e-f oder fis-g). Äußerlich erkennt man den Unterschied zwischen einem diatonischen und einem chromatischen Tonschritt daran, dass bei chromatischen Schritten die Namen der beteiligten Töne gleiche, bei diatonischen Schritten dagegen verschiedene Anfangsbuchstaben haben (einzige Ausnahme: h-b ist auch ein chromatischer Schritt).

Bei reiner Intonation besteht ein Unterschied zwischen chromatischen und diatonischen Fortschreitungen (siehe zum Beispiel das Tonbeispiel beim Passus duriusculus). Diese Unterscheidung ist zum vollen Verständnis musikalischer Abläufe (vor allem bei klassischer Musik) wichtig. Nur bei der gleichstufigen Stimmung – ein Kompromiss in der Intonation – gibt es keinen Unterschied zwischen chromatischen und diatonischen Fortschreitungen, da alle Halbtonschritte gleich groß sind.


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